Pressemitteilung
+++ 30 Jahre unaufgeklärter rassistischer Brandanschlag in Lübeck +++ 10 Menschen starben +++ Gedenkinitiative sagt, dass war Mord +++ Zeugenaufruf soll Tat aufklären +++ Kampagnen Start mit Werbetafeln sucht nach Hinweisen zur Tat +++
Lübeck, 16. Dezember 2025 – Heute startet die Initiative Hafenstraße 96 die norddeutschlandweite Kampagne #zeitzureden. Ziel der Kampagne ist es, zur Aufklärung des Brandanschlags in der Lübecker Hafenstraße 52 vom 18. Januar 1996 beizutragen – dem bis heute tödlichsten Brandanschlag in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
„Mit der Kampagne #zeitzureden sollen Menschen erreicht werden, die über Wissen zum Brandanschlag oder zu den Tätern verfügen – Wissen, das bei den damaligen Ermittlungen entweder nicht bekannt war oder nicht berücksichtigt wurde.“ sagt die Initiative.
Zur Tat: In der Nacht vom 18. Januar 1996 brannte die Unterkunft für Geflüchtete in der Hafenstraße 52. Zehn Menschen kamen ums Leben, darunter sieben Kinder. 39 weitere Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Bis heute ist der Anschlag nicht aufgeklärt.
Ermittlungsverfahren gegen vier Neonazis aus Grevesmühlen wurden eingestellt, obwohl zahlreiche Hinweise auf ihre Tatbeteiligung vorlagen. Ein weiterer Versuch, im Jahr 2000 eine Anklage zu erheben, blieb ebenfalls erfolglos. Stattdessen geriet ein Überlebender des Brandes ins Visier der Ermittlungen – ein rassistisch geprägter Ermittlungsansatz, der vor Gericht in zwei Instanzen zu einem Freispruch führte. Die mutmaßlich Verantwortlichen sind bis heute auf freiem Fuß. Einer von Ihnen hat die Brandlegung mehrfach gestanden.
„Das darf nicht das Ende der Geschichte sein“, erklärt die Initiative Hafenstraße 96.
Die Initiative ruft dazu auf, Hinweise, Erinnerungen oder Beobachtungen per E-Mail an zeitzureden@hafenstrasse96.org zu senden.
„Die Hoffnung ist, dass durch neue Hinweise erneut Ermittlungen aufgenommen und der Mord an zehn Menschen doch noch aufgeklärt werden kann“ so eine Sprecherin der Initiative.
Um auf die Kampagne aufmerksam zu machen, wurden heute an unterschiedlichen Orten in Norddeutschland großflächige Transparente und Plakatwände angebracht. Diese stellen unter anderem folgende Fragen:
- Weißt du etwas zur Brandnacht vom 18. Januar 1996 in Lübeck
- Erinnerst du dich an Ereignisse dieser Nacht?
- Hast du etwas gesehen oder gehört, aber niemand hat dir zugehört?
- Kennst du Menschen, die damals beteiligt waren oder über die Tat gesprochen haben?
- Warst du Teil von Polizei, Justiz, Stadtverwaltung oder Politik und hast erlebt, dass Aussagen nicht ernst genommen, Spuren nicht verfolgt oder Beweise ignoriert wurden?
- Möchtest du nicht länger schweigen?
„Die Täter tragen Verantwortung – für den Tod von zehn Menschen, für das anhaltende Leid der Überlebenden und der Angehörigen. Bis heute gibt es keine Antworten und keine Gerechtigkeit. 30 Jahre nach der Tat verjährt der Tatbestand der Brandlegung mit Todesfolge. Mord jedoch verjährt nicht“, sagt die Sprecherin anschließend.
Es ist Zeit, das Schweigen zu brechen. Es ist Zeit zu reden.

30 Jahre
Gedenken zum 30. Jahrestag
Sonntag, 18. Januar 2026 um 12 Uhr
Gedenkort Hafenstraße
Vor 30 Jahren brannte in den frühen Morgenstunden des 18. Januar 1996 die Geflüchtetenunterkunft in der Hafenstraße 52 in Lübeck. Sieben Kinder und drei Erwachsene kommen hierbei ums Leben. 38 Menschen wurden verletzt. Die Ursache war ein rassistischer Brandanschlag – ein trauriger Anlass, der es verdient auf eine besondere Art und Weise erinnert zu werden.
Besucher*innen sind eingeladen, Blumen zum Gedenken niederzulegen. Auf ausdrücklichen Wunsch der Überlebenden bitten wir jedoch darum, keine Kerzen mitzubringen.
Am Tag vor dem Gedenken, Samstag, 17. Januar 2026 um 12 Uhr, wird es zusätzlich eine Demonstration auf dem Markt in Lübeck (Kohlmarkt) geben. Weitere Informationen zur geplanten Demonstration folgen hier in Kürze.
Weitere Veranstaltungstermine, wie das aktuell laufende Schauspiel Hafenstraße im Lübecker Theater, findest du fortlaufend in der Rubrik Termine.
Neue Episode der Webdokumentation
Gegen uns.
24. Januar 2025 um 19 Uhr
Saal Beichthaus, Hansemuseum Lübeck
Die neue Episode „Gegen uns. Der tödliche Brandanschlag auf Geflüchtete in Lübeck 1996“ wurde im Rahmen des Fluctoplasma-Festivals in Hamburg vorgestellt. Die Webdokumentation erinnert an die schrecklichen Ereignisse jener Nacht und gibt Überlebenden sowie Angehörigen eine Stimme. Sie sprechen über die tiefen Narben, die der Anschlag hinterließ, und die bis heute andauernde Straflosigkeit der Täter. Die Episode beleuchtet die Bedeutung von Gedenken und die Forderung nach Gerechtigkeit. Mehr dazu auf https://gegenuns.de/luebeck/.
Initiative Hafenstraße’96
Dokumentation
Hafenstraße’96 Gedenken & Anklagen
Vor 28 Jahren brannte in den frühen Morgenstunden des 18. Januar 1996 die Geflüchtetenunterkunft in der Hafenstraße 52
Historisch-politische Stadtrundgänge
Todesopfer rechter Gewalt in Schleswig-Holstein: Historisch-politische Stadtrundgänge Seit der Wiedervereinigung wurden in Deutschland mindestens 187 Menschen
Gedenken
Gedenken In Trauer um die Opfer des rassistischen Brandanschlags Hafenstraße'96 in Lübeck versammelten sich 200 Menschen




