Aufruf: Hafenstraße’96 – Gedenken & Anklagen
Vor 25 Jahren brannte in den frühen Morgenstunden des 18. Januar 1996 das Asylbewerber*innenheim in der Hafenstraße 52 in Lübeck
Sieben Kinder und drei Erwachsene kommen hierbei ums Leben. 38 Menschen wurden verletzt. Die Ursache war ein rassistischer Brandanschlag – ein trauriger Anlass, der es verdient auf eine besondere Art und Weise erinnert zu werden.
Seit 25 Jahren gilt der Brand als unaufgeklärter Brandanschlag mit der bisher höchsten Opferzahl in Deutschland
– alles deutet darauf hin, dass die Täter*innen vier Neonazis waren, die in der Nacht durch Lübeck fuhren und das Haus in Brand setzten. Die Gruppe männlicher Neonazis aus Grevesmühlen wurde am Tatort kontrolliert und zunächst auch vernommen. Einer dieser Männer gestand später u.a. gegenüber einem Journalisten. Es ist keiner der Neonazis angeklagt und verurteilt worden. Zuletzt wurde im Jahr 2000 versucht die vier Neonazis anzuklagen – ohne Erfolg. Bis heute ist das rassistische Tatmotiv nicht von der Lübecker Staatsanwaltschaft in Erwägung gezogen und zur Anklage zugelassen worden. Die Tat sowie die Brandursache bleiben bis heute unaufgeklärt.
25 Jahre ist es her, dass ein Bewohner beschuldigt und angeklagt wurde
Am 19. Januar wird der Bewohner des Hauses Safwan Eid, zusammen mit seinem Bruder verhaftet. Der aus dem Libanon stammende Mann wird, aufgrund einer ominösen Zeugenaussage beschuldigt, dass Asylbeweber*innenheim, in dem er seit Jahren mit seiner Familie lebte, angezündet zu haben. Nach einem langen Prozess wird er durch einen Freispruch aufgrund von Mangeln an Beweisen freigesprochen. Insgesamt wurde er zweimal unschuldig angeklagt und inhaftiert. Das Anklagen von Familienangehörigen und Betroffenen, die selbst rassistischer Taten zum Opfer fielen, findet hier einen Anfang. Eine Täter-Opfer-Umkehr, die sich z.Bsp. auch bei den Taten des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) zeigte und als falsch erwies.
25 Jahre rechte Gewalt und ein Klima voll Hass
Es ist erschreckend, dass trotz der Teilgeständnisse von aktiven Neonazis, die Debatte um eine Schuldzuweisung zu rechten Täter*innen mit Vorsicht geführt wurde und wird. Diese bettet sich in ein Klima rechter Gewalt ein, in dem es nicht nur darum geht menschenfeindliche Weltbilder zu vertreten, sondern Menschen aufgrund Ihrer Herkunft Gewalt an zu tun. Ein Klima, dass noch bis heute besteht und sich aktuell in vielen Städten Deutschlands wiederfindet. Auch wenn die 1990er Jahre immer wieder exemplarisch als Jahrzehnt der rassistischen Anschläge genannt werden ist rechte Gewalt bis heute alltäglich. Menschen verlieren weiterhin durch rassistische Brandanschläge ihr Zuhause oder durch rassistische Gewalt und Terror ihr Leben.
25 Jahre Gedenken & Anklagen: Neue Wege für die kollektive Erinnerung
Die Ereignisse der Nacht vom 18. Januar 1996 sind Teil unserer Geschichte. Eine Geschichte des Verlustes geliebter Menschen, von Verletzungen, von Angst, Traumatisierung, der Betroffenheit, des Nicht-Glaubenkönnens und des Widersprechens. Eine Geschichte des Gedenkens und des Anklagens. Wir begreifen die nicht Aufklärung des Anschlags, die rassistischen Verhältnisse und alles, was daraufhin geschah, als eine ungeklärte politische Aufgabe, die wir als Antifaschisten*innen und Antirassist *innen lösen wollen. Wir sehen es als unabdingbar an, die Verstorbenen und Überlebenden des Hafenstraßen-Brandanschlages, aber auch die von anderen Anschlägen wie in Halle oder Hanau nicht zu vergessen und aus ihrem Leid etwas für die Kämpfe und Herausforderungen unserer Zeit zu lernen. Wir wollen nicht still sein, wenn Menschen rassistische Gewalt erfahren, sei es durch die Polizei oder durch rechten Terror. Der Hass gegenüber Geflüchteten und Migrant*innen ist weiterhin tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. Daher dürfen wir auch nicht wegsehen, wenn Geflüchtete an den europäischen Außengrenzen ertrinken oder Eingepfercht in Lagern leben müssen und das auch noch in Zeiten der Corona Pandemie.
25 Jahre Hafenstraße – lasst uns die Erinnerung, das Gedenken & Anklagen überall sichtbar machen.
Wir wollen im Januar 2021 eine besondere Form des Gedenkens in ganz Lübeck gestalten. Die Erinnerung an die Opfer und Betroffenen der Hafenstraße und das Mahnen vor rechter Gewalt, soll in den ersten Wochen des Januars in ganz Lübeck sichtbar werden. Wir möchten gemeinsam mit euch, die Kämpfe und Auseinandersetzungen unserer Zeit verbinden und gemeinsam eine Erinnerungswoche gestalten, in der wir Gedenken & Anklagen. Aus diesem Anlass findet eine Woche statt mit Konzerten, thematischen Veranstaltungen, Filmvorführungen, Demonstration und einer großen Gedenkfeier am 18. Januar 2021.
Lasst uns gemeinsam ein Zeichen setzen und werdet mit uns aktiv. Nehmt Teil an den Veranstaltungen, verteilt unser Infomaterial oder setzt eigene kleine Aktionen in die Tat um.
In Gedenken an die 49 Menschen aus dem Haus in der Hafenstraße 52. Keiner der Menschen lebte freiwillig in diesem Haus.
Françoise Makodila Landu, 33 Jahre
Christine Makodila, 17 Jahre
Miya Makodila, 14 Jahre
Christelle Makodila Nsimba, 8 Jahre
Legrand Makodila Mbongo, 5 Jahre
Jean-Daniel Makodil Kosia, 3 Jahre
Monique Maiamba Bunga, 27 Jahre
Nsuzana Bunga, 7 Jahre
Sylvio Bruno Comlan Amoussou, 27 Jahre
Rabia El Omari, 17 Jahre
Diese zehn Menschen waren aus Zaire, Ghana, Togo, Tunesien, Syrien und aus dem Libanon geflohen, um in Deutschland ein sicheres Zuhause zu finden. Sie kamen als Geflüchtete nach Deutschland und wurden von deutschen Täter*innen ermordet.
Wir klagen an:
• dass die Staatsanwaltschaft Lübeck ein rassistisches Tatmotiv nicht weiterverfolgt hat, obwohl es Geständnisse von Neonazis gab.
• dass es bis heute keinen parlamentarischen Untersuchungsausschuss gibt, der sowohl die Verstrickung der Behörden als auch die Tat selbst untersucht
• dass der Brand nicht offiziell als rassistischer Brandanschlag deklariert ist und eine Anerkennung, als schwerwiegendster Brandanschlag in Deutschland aussteht
• dass die Hansestadt Lübeck bis heute keine Erinnerungskultur für Opfer und Betroffene rechter Gewalt etabliert hat – Finanzierung, Anerkennung und rege Beteiligung weiterhin ausstehen
• dass rechte Gewalt nicht als gesamtgesellschaftliche Herausforderung angesehen und bekämpft wird
Initiativen & Gruppen
- Alternative e.V. – „Walli“
- Amnesty International Lübeck
- Anarchistische Gruppe Lübeck
- Antifaschistische Aktion Lüneburg
- Antifaschistische Aktion Neumünster
- Antifaschistische Initiative Kreis Pinneberg
- Antifaschistische Koordination Lübeck
- Autonome Antifa-Koordination Kiel
- Attac
- Basis-Antifa Lübeck
- Blauer Engel
- Bollwerk Club
- Café Welcome
- Cicletta Club: Zweirad-Selbsthilfe Lübeck
- Critical Mass Lübeck
- Die Linke Lübeck
- Erich-Mühsam-Gesellschaft e.V.
- Food not Bombs Lübeck
- Freie Hütte e.V.
- GAL Lübeck – grün+alternativ+links
- Haus der Kulturen
- Humanistische Union Lübeck
- Infoladen Blackbook Lübeck
- Interventionistische Linke Lübeck
- La Rage Lübeck
- Lübecker Flüchtlingsforum e.V.
- Omas gegen Rechts
- Professor Unrat
- Salt City Antifa
- SchickSAAL*
- Solidarisch gegen den Hass
- Solizentrum Lübeck
- Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken Lübeck
- Textile Machenschaften
- Tolzi – Verein für Toleranz & Zivilcourage e.V.
- Unklar Bar
- VVN BdA – Vereinigung der Verfolgten des Nasziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
Einzelpersonen
- Daniel Winter
- Dr. Gero Seelig, Berlin
- Elke Lange, Heilpraktikerin Psychotherapie Traumatherapie
- Eva Navia, Musikerin, Hamburg
- Frank Maslankowski, Aufstehen gegen Rassismus, Hamburg
- Gerhard Richter, Sprecher der Lübecker Gruppe 1589 von Amnesty International
- Götz Salisch, Ratzeburger Bündnis gegen Rechtsextremismus
- Joachim Nolte, Ev. Luth. Kirchenkreis Lübeck Lauenburg – Beauftragter des Kirchenkreises gegen Rechtsextremismus
- Lienhard Böhning, Vorsitzender der Erich-Mühsam-Gesellschaft e. V.
- Lottie Marsau, Regie Film: „Tot in Lübeck“
- Pastorin Elisabeth Hartmann-Runge, Flüchtlingsbeauftragte des Ev. Luth. Kirchenkreises Lübeck Lauenburg
- PILZ, Rapperin
- Prof. Dr. Marco Estrada, Lübeck
- Sophia Schiebe, stellvertretende Landesvorsitzende SPD Schleswig-Holstein
- Ulli Nanz
- Ute Luisa Kommerell, Ärztin und Psychotherapeutin in Hamburg und Lübeck
- Ünal Zeran, Rechtsanwalt, Hamburg
- Ursule Redecker, Ratzeburger Bündnis gegen Rechtsextremismus
Finanzielle & materielle Unterstützung
- Grill – Imbiß Konstinstraße Lübeck
- H. & J. Brüggen KG
- Lübecker Flüchtlingsforum e.V.
- Possehl-Stiftung
- S.L.S. – Sound & Light Service GmbH
Sehr geehrte Familien und Freund*innen von Francoise Makudila, Christine Makudila, Miya Makudila, Christelle Makudila, Legrand Makudila, Jean-Daniel Makudila, Rabia El Omari, Maiamba Bunga, Suzanna, (Nsuzana) Bunga und Sylvio Amoussou.
Sehr geehrte Überlebende des rassistischen Brandanschlages vom 18. Januar 1996.
Fast 25 Jahre ist es her, dass Eure Liebsten, Eure Freund*innen, Eure Verwandten ermordet wurden. Fast 25 Jahre lang haben wir alle gehofft, dass die Mörder endlich verhaftet werden. Fast 25 Jahre ist es her, dass ein Überlebender mit den Morden in Verbindung gebracht werden sollte, um von den rassistischen Hintergründen der Tat abzulenken.
Als Opfer und Überlebende der rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992, als Angehörige der von Rassisten ermordeten Bahide Arslan, Yeliz Arslan und Ayşe Yilmaz wissen wir um den Schmerz der Erinnerung und an die unendliche Herausforderung, die das Überleben bedeuten kann.
Als Angehörige und Überlebende und als Freundeskreis im Gedenken der rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992 möchten wir Euch bitten – wenn Ihr könnt – Eure Geschichten und Eure Erinnerungen zu teilen.
Wir möchten die Geschichten von Francoise, Christine, Miya, Christelle, Legrand, Jean-Daniel, Rabia, Maiamba, Suzanna (Nsuzana) und Sylvio hören.
Wir möchten hören, wer sie waren und wir möchten mit Euch gemeinsam daran denken, wer sie hätten sein können. Wir trauern mit Euch.
Dabei wissen wir, dass Erinnerung immer eine unendliche Traurigkeit aber auch eine große Schönheit hat. Die unendliche Traurigkeit über ihr Fehlen und über die Gewissheit, dass es niemals mehr eine „neue Erinnerung“ an sie geben wird. Und die große Schönheit, dass sie immer da sein werden, in den Herzen und Gedanken aller, die sie erinnern.
Deshalb lasst uns gemeinsam laut ihre Namen sagen:
Francoise Makudila
Christine Makudila
Miya Makudila
Christelle Makudila
Legrand Makudila
Jean-Daniel Makudila
Rabia El Omari
Maiamba Bunga
Suzanna (Nsuzana) Bunga
Sylvio Amoussou
reclaim and remember – das Erinnern erkämpfen-
Das sagen wir schon seit vielen Jahren. Das Erinnern erkämpfen ist für uns die beständige Trauer. Das Erinnern erkämpfen ist die Gewissheit, dass Ihnen und Euch und uns nichts von selbst gegeben wird. Kein Erinnern, keine Gerechtigkeit und keine Aufklärung. Erst recht nicht von denen, die Euch und uns das versprechen oder versprochen haben.
Auch diese Erfahrung teilen wir.
Und wir möchten von dem feigen Versuch hören, die Verantwortung für die Tat, die ungeheure Last des zehnfachen Mordes auf einen von Euch, einen von uns zu schieben.
Von dem Versuch, die weißen rassistischen Täter und diese Gesellschaft zu entlasten. Auch als Opfer oder Angehörige sind wir weiterhin Repressionen und Schikanen ausgesetzt. Das ist uns bewusst.
Wir wissen sehr wohl, wie es ist, ohne den deutschen Pass, ohne gleiche Rechte, ohne Anerkennung von der Mehrheitsgesellschaft zu leben und uns nicht davor zu beugen. Wir wissen, dass es als Betroffene rechter/rassistischer Gewalt kein Vertrauen in staatliche Instanzen geben kann, weil unsere Rechte als Migrant*innen auch hier keine Rolle spielen. Die Opfer werden durch falsche Verdächtigungen ein weiteres Mal ermordet. 1992 in Mölln, 1996 in Lübeck und kurz danach auch die Opfer des NSU.
Unser gemeinsames Entsetzen, unsere gemeinsame Empörung, unsere gemeinsame Wut, darüber dass die Mörder von Francoise, Christine, Miya, Christelle, Legrand, Jean-Daniel, Rabia, Maiamba, Suzanna (Nsuzana) und Sylvio bis heute frei sind.
Unser gemeinsames Entsetzen, unsere gemeinsame Empörung, unsere gemeinsame Wut über die rassistischen Ermittlungen nach dem Anschlag, die sich ausgerechnet gegen einen der Überlebenden richteten.
Ermittlungen, die die Offensichtlichkeit rassistischer, antisemitischer, sozialdarwinistischer Motive oder die Feindlichkeit gegen Sinti und Roma, gegen Menschen mit Behinderungen oder gegen LBTIQ* leugnen und verschleiern. Das habt ihr erlebt, das haben die Angehörigen der vom NSU Ermordeten erlebt, das hat auch Faruk Arslan bei den Morden an Bahide, Yeliz und Ayse erlebt.
Unser gemeinsames Entsetzen, unsere gemeinsame Empörung und unsere gemeinsame Wut, dass alle Möglichkeiten, die Hintergründe der rassistischen Morde zu ermitteln vertan wurden und die Verantwortlichen dafür nicht zur Rechenschaft gezogen wurden.
Wir möchten gemeinsam mit Euch diesen zweiten Anschlag auf die Überlebenden und Betroffenen zurückweisen.
Wir fordern:
- dass bei jedem Tötungsdelikt immer zunächst ermittelt wird, ob es ein Mord aus rassistischen, antisemitischen, rechten, sozialdarwinistischen, frauenfeindlichen Motiven gewesen sein könnte.
- dass immer zuerst untersucht wird, ob Feindlichkeit gegenüber Sinti und Roma, gegenüber LesbenSchwulenBisexuellenTransInterQueer oder sich anders verortenden Personen das Motiv gewesen sein könnte.
- Wir fordern eine lückenlose Aufklärung der Tat des 18. Januar 1996.
- Wir fordern, dass auch diejenigen ermittelt und angeklagte werden, die die Aufklärung verhindern, die in staatlichen Strukturen die Morde und ihre Hintergründe zu vertuschen versuchen.
- Und diejenigen, die sich aktiv schützend vor und hinter die Täterinnen, Täter und ihre Helfenden stellen.
Wir fordern Gerechtigkeit für die Menschen aus der Hafenstraße. Gerechtigkeit für Francoise Christine, Miya , Christelle ,Legrand Makudila, Jean-Daniel, Rabia, Maiamba, Suzanna (Nsuzana), Sylvio Amoussou. Gerechtigkeit für die Überlebenden und Angehörigen. Gerechtigkeit für Safwan Eid.
Gerechtigkeit bedeutet auch, sich zu fragen was wir einander schuldig sind und was wir einander verdanken. Und Gerechtigkeit fängt mit unseren gemeinsamen Fragen an:
- Welche zusätzliche Gewalt wird durch das Verschweigen von struktureller Gewalt ausgeübt?
- Wer wird öffentlich betrauert und wer nicht?
- Wie können wir alle eure Forderungen und die anderer Überlebender und Betroffener verstärken?
- Wie können wir einander in unseren diversen Kämpfen unterstützen?
- Welche neuen und anderen Erzählungen können wir entwickeln, um heutige Ungerechtigkeiten offenzulegen und kommende Gerechtigkeiten erleben zu können?
- Was würde eine konsequente Auseinandersetzung mit Rassismus bedeuten?
- Wie können die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden?
- Wie können Konsequenzen aussehen, die nicht nur leere Worthüllen sind, sondern echte Veränderung bedeuten?
- Wie können wir das schaffen?
Wir erinnern heute auch an die 13 Schwarzen Jugendlichen Humphrey Brown, Peter Campbell, Steve Collins, Patrick Cummings, Gerry Francis, Andrew Gooding, Lloyd Richard Hall, Patricia Denise Johnston, Rosalind Henry, Glenton Powell, Paul Ruddock, Yvonne Ruddock, Owen Thompson, die am 18 Januar 1981 beim New Cross Fire ermordert wurden. Trotz zwei Untersuchungen ist bis heute Niemand für die Morde angeklagt worden.
Es ist das, was unsere gemeinsame Aufgabe ist und sein wird: als Angehörige der von Rassisten und Faschisten Ermordeten, als Überlebende, als diejenigen, die mit rechten und rassistischen Anschlägen mit gemeint sind und als solidarische Menschen.
Wir wissen aber auch, dass die Behörden, die Justiz und ihre Polizei Angst vor uns haben, Angst vor unserer Vernetzung und unserem Widerstand. Deshalb muss heute dringender denn je unteilbare Solidarität gegenüber Betroffenen rechter und rassistischer Gewalt ausgesprochen werden. In der gesamten Gesellschaft.
Es gilt, gemeinsam zu trauern, aber sich auch gemeinsam Kraft zu geben. Sich neu zu verbinden und gemeinsam die Geschichten vom Leben von Francoise, Miya, Christine, Christelle, Legrand, Jean-Daniel, Rabia, Maimba, Suzanna und Sylvio zu erzählen und zu hören. Ebenso wie all die Geschichten unserer Ermordeten. Damit sie weiterleben, damit ihr und wir weiterleben können in all dieser Trauer. Damit wir ihnen und uns begegnen, uns bestärken und unsere Verletzlichkeiten verbinden zur Veränderung.
18. Januar 2021, Freundeskreis im Gedenken an die rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992
Vertonung des Grußwortes
Veranstaltungen
Montag, 11. Januar 2021
Petitionsauftakt #HafenstraßenMordUnvergessen
Online-Petition für einen Untersuchungsausschuss im Schleswig-Holsteiner Landtag zur Aufklärung des Lübecker Brandanschlages von 1996. Unterschreibt die Petition und kämpft mit uns für Aufklärung & Gerechtigkeit.
Dienstag, 12. Januar 2021
Mahnwache der Omas gegen Rechts
Dienstag 12. Januar 2021 – 14 Uhr – Rathaus Lübeck
Mittwoch, 13. Januar 2021
Online-Veranstaltung: Asylrecht ist Menschenrecht! Wie leben Geflüchtete in Lübeck?
Durch den Brandanschlag in der Hafenstrasse vor 25 Jahren wurde der Lübecker Bevölkerung bewusst, unter welchen Umständen Geflüchtete in ihrer Stadt lebten in welcher prekären rechtlichen Situation sie waren. Was hat sich in der Zwischenzeit getan? Welche Entwicklungen in der Flüchtlingspolitik hat es bis heute gegeben? Haben die Betroffenen heute mehr Rechte und ein besseres Leben? Zusammen mit Geflüchteten, die in dieser Zeit nach Lübeck geflohen sind, wollen wir diesen Fragen im Rahmen einer partizipativen Onlineveranstaltung nachgehen.
Mittwoch, 13. Januar 2021 – 19.30 Uhr – Veranstalter*in: Lübecker Flüchtlingsforum & Seebrücke Lübeck
Donnerstag, 14. Januar 2021
Film: „Tot in Lübeck“
Ein Film von Lottie Marsau und Katharina Geinitz.
Der Film dokumentiert die seltsamen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nach dem bis heute nicht aufgeklärten Brandanschlag in der Hafenstraße, bei dem zehn Menschen verbrannten. Spuren in das Neonazi-Milieu wurden nicht verfolgt. Stattdessen konzentrierten sich die Ermittlungen auf den Asylbewerber Safwan Eid. Marsau und Geinitz lassen in ihrer Dokumentation ausführlich den Staatsanwalt und Safwan Eids Verteidigerin zu Wort kommen. Kommentiert wird dies alles von dem Kabarettisten Dietrich Kittner.
Freitag, 15. Januar 2021
Online-Veranstaltung: Kontinuität Tödlicher Rassismus: Hafenstraße – NSU – Hanau
Welche Parallelen rassistischer Gewalt zeigen sich in Gesellschaft und Justiz – 25 Jahre nach dem Brandanschlag in der Lübecker Hafenstraße? Wir diskutieren online mit den Rechtsanwält*innen Gabriele Heinecke, damals Vertreterin des angeklagten Opfers des Brandanschlages in Lübeck und Alexander Hoffmann, einem Vertreter der Nebenklage in NSU Prozessen sowie Aktivist*innen aus antirassistischen Gedenkinitiativen.
Freitag, 15. Januar 2021 – 19:30 Uhr – Veranstalter*in: Interventionistische Linke Lübeck
Samstag, 16. Januar 2021
Demonstration: „Gedenken und Anklagen“
Samstag, 16. Januar 2021 – 14 Uhr – Rathausmarkt Lübeck
Sonntag, 17. Januar 2021
Lichtinstallation: „Das Brandhaus“
am Gedenkort Hafenstraße, Ecke Konstinstraße ab 18 Uhr zu sehen für 24-Stunden.
Online-Vortrag: Ermittlungen nach der Brandnacht
Der Brandanschlag am 18. Januar 1996 in Lübeck kostete 10 Menschen das Leben. Obwohl drei dringend tatverdächtige junge Neonazis mit Brandspuren in der Nacht vor dem Haus standen, wurden diese nie angeklagt. Stattdessen wurde ein Bewohner des Hauses beschuldigt.
Der Vortrag beschäftigt sich mit den Hintergründen zu den Ungereimtheiten der stattlichen Ermittlungen. Besonders für Menschen, die sich erstmalig mit der Brandnacht und den Ermittlungen beschäftigen, ist dieser Vortrag interessant, da sehr detailliert auf die rassistischen Ermittlungen nach dem Brandanschlag eingegangen wird.
Sonntag, 17. Januar 2021 – 19:00 Uhr – Veranstalter*in: Lübecker Flüchtlingsforum
Montag, 18. Januar 2021
Gedenken
zum 25. Jahrestag um 18 Uhr am Gedenkort Hafenstraße, Ecke Konstinstraße in Lübeck.
Freitag, 20. August 2021
Kammerkonzert zum Gedenken an die Lübecker Opfer von Rassismus
Das in Lübeck beheimatete deutsch-türkische JAC-Trio (Jan Baruschke – Violine, Annette Töpel – Klavier, Cem Cetinkaya – Violoncello) spielt ein Konzert mit Werken von Beethoven und Mozart zum Gedenken an die Lübecker Opfer von Rassismus in der Hafenstraße vor 25 Jahren. Außerdem wird ein Trio über alte türkische Volksmelodien des Lübecker Komponisten Michael Töpel uraufgeführt, das er speziell für diesen Abend geschrieben hat. Das Konzert wird von der Hansestadt Lübeck und der Possehl-Stiftung gefördert.
Kammerkonzert: Freitag, 20. August 2021 – 20:00 Uhr – Audienzsaal des Rathauses Lübeck – Eintritt frei
Sonntag, 22. August 2021
Liedermatinee zum Gedenken an die Lübecker Opfer von Rassismus
Die ukrainische Mezzosopranistin Iuliia Tarasova und die Lübecker Pianistin Annette Töpel gestalten eine Liedermatinee zum Gedenken an die Lübecker Opfer von Rassismus in der Hafenstraße vor 25 Jahren. Auf dem Programm stehen alte und neue Lieder für Gesang und Klavier, darunter auch die Uraufführung des Liederzyklus „Die Wege sind so endlos lang“ nach Texten von Selma Meerbaum-Eisinger des Lübecker Komponisten Michael Töpel. Das Konzert wird von der Hansestadt Lübeck und der Possehl-Stiftung gefördert.
Liedermatinee: Sonntag, 22. August 2021 – 11:00 Uhr – Audienzsaal des Rathauses Lübeck – Eintritt frei
Dienstag, 19. Oktober 2021
Digitale Kick-Off Veranstaltung: Todesopfer rechter Gewalt in Schleswig-Holstein
Historisch-politische Stadtrundgänge
Seit der Wiedervereinigung wurden in Deutschland mindestens 187 Menschen durch rechte, rassistische und antisemitische Gewalt getötet. Auch in Schleswig-Holstein kam es immer wieder zu solchen Taten. Bei Brandanschlägen auf die Wohnhäuser türkischer Migrant_innen in Mölln (1992) und beim Brandanschlag auf eine Geflüchtetenunterkunft in der Lübecker Hafenstraße (1996) starben insgesamt 13 Menschen an den Folgen von rassistischer Gewalt. In Flensburg, Schleswig und Bad Segeberg wurden mindestens vier Menschen aus rechtem Hass gegen Obdachlose getötet. In unseren historisch-politischen Stadtrundgängen nehmen wir dich mit auf eine kleine Reise zu den Lebensgeschichten der Betroffenen, den Hintergründen der Tat und der Etablierung einer Erinnerungskultur an Opfer von rechter Gewalt. Im Mittelpunkt steht dabei die Erfahrungen der Betroffenen und ihrer Hinterbliebenen.
Für die Stadtrundgänge durch Lübeck, Flensburg und Mölln benötigt ihr die App Actionbound, die ihr euch kostenlos herunterladen könnt. Actionbound ist verfügbar für Android und iOS.
Podiumsdiskussion
Heike Kleffner
Geschäftsführerin des VBRG – Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt
Ibrahim Arslan
Opfer und Überlebender der rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992
Jana L. Schneider
Initiative Hafenstraße’96
In Kooperation mit dem „Freundeskreis im Gedenken an die rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992“ und der Initiative „Hafenstraße’96.
Digitale Kick-Off Veranstaltung
Dienstag, 19. Oktober 2021 – 19:00 Uhr – Anmeldung per E-Mail unter info@zebraev.de
Sonntag, 24. Oktober 2021
We Rise | Wir Erheben Uns!
Podiumsgespräch von und mit Esperanca Bunga, Talya Feldman, Emiş Gürbüz, Mai Phuong Kollath und Sibel Leyla.
Podiumsgespräch: Sonntag, 24. Oktober 2021 – 16:00 Uhr
Online-Streaming
Montag, 11. Januar 2021
Brandanschlage Hafenstraße’96 – Gedenken & Anklagen
Vor 25 Jahren brannte in den frühen Morgenstunden des 18. Januar 1996 das Asylbewerber*innenheim in der Hafenstraße 52 in Lübeck. Sieben Kinder und drei Erwachsene kommen hierbei ums Leben. 38 Menschen wurden verletzt. Die Ursache war ein rassistischer Brandanschlag – ein trauriger Anlass, der es verdient auf eine besondere Art und Weise erinnert zu werden.
Mittwoch, 13. Januar 2021
Online-Veranstaltung: Asylrecht ist Menschenrecht! Wie leben Geflüchtete in Lübeck?
Durch den Brandanschlag in der Hafenstrasse vor 25 Jahren wurde der Lübecker Bevölkerung bewusst, unter welchen Umständen Geflüchtete in ihrer Stadt lebten in welcher prekären rechtlichen Situation sie waren. Was hat sich in der Zwischenzeit getan? Welche Entwicklungen in der Flüchtlingspolitik hat es bis heute gegeben? Haben die Betroffenen heute mehr Rechte und ein besseres Leben? Zusammen mit Geflüchteten, die in dieser Zeit nach Lübeck geflohen sind, wollen wir diesen Fragen im Rahmen einer partizipativen Onlineveranstaltung nachgehen.
Mittwoch, 13. Januar 2021 – 19.30 Uhr – Veranstalter*in: Lübecker Flüchtlingsforum & Seebrücke Lübeck
Donnerstag, 14. Januar 2021
Film: „Tot in Lübeck“
Ein Film von Lottie Marsau und Katharina Geinitz – 2002/2003 Dokumentarfilm – Länge: 107 min
Der Film dokumentiert die seltsamen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nach dem bis heute nicht aufgeklärten Brandanschlag in der Hafenstraße, bei dem zehn Menschen verbrannten. Spuren in das Neonazi-Milieu wurden nicht verfolgt. Stattdessen konzentrierten sich die Ermittlungen auf den Asylbewerber Safwan Eid. Marsau und Geinitz lassen in ihrer Dokumentation ausführlich den Staatsanwalt und Safwan Eids Verteidigerin zu Wort kommen. Kommentiert wird dies alles von dem Kabarettisten Dietrich Kittner.
Wir bedanken uns herzlich bei Lottie Marsau, die uns die Erlaubnis gegeben hat, diesen Film im Rahmen der Gedenkwoche kostenlos zur Verfügung zustellen.
Link zum Film
Freitag, 15. Januar 2021
Online-Veranstaltung: Kontinuität Tödlicher Rassismus: Hafenstraße – NSU – Hanau
Welche Parallelen rassistischer Gewalt zeigen sich in Gesellschaft und Justiz – 25 Jahre nach dem Brandanschlag in der Lübecker Hafenstraße? Wir diskutieren online mit den Rechtsanwält*innen Gabriele Heinecke, damals Vertreterin des angeklagten Opfers des Brandanschlages in Lübeck und Alexander Hoffmann, einem Vertreter der Nebenklage in NSU Prozessen sowie Aktivist*innen aus antirassistischen Gedenkinitiativen.
Freitag, 15. Januar 2021 – 19:30 Uhr – Veranstalter*in: Interventionistische Linke Lübeck
Sonntag, 17. Januar 2021
Online-Vortrag: Ermittlungen nach der Brandnacht
Der Brandanschlag am 18. Januar 1996 in Lübeck kostete 10 Menschen das Leben. Obwohl drei dringend tatverdächtige junge Neonazis mit Brandspuren in der Nacht vor dem Haus standen, wurden diese nie angeklagt. Stattdessen wurde ein Bewohner des Hauses beschuldigt.
Der Vortrag beschäftigt sich mit den Hintergründen zu den Ungereimtheiten der stattlichen Ermittlungen. Besonders für Menschen, die sich erstmalig mit der Brandnacht und den Ermittlungen beschäftigen, ist dieser Vortrag interessant, da sehr detailliert auf die rassistischen Ermittlungen nach dem Brandanschlag eingegangen wird.
Sonntag, 17. Januar 2021 – 19:00 Uhr – Veranstalter*in: Lübecker Flüchtlingsforum