Aufruf: Hafenstraße’96 – Gedenken & Anklagen

Am 18. Januar 2020 jährt sich zum 24. mal der Brandanschlag auf die Geflüchtetenunterkunft in der Hafenstraße in Lübeck. 24 Jahre ist es her, dass 10 Menschen sterben mussten, davon 7 Kinder, und dass weitere 34 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. Neonazis zündeten nachts das Haus an, in dem die Menschen lebten und setzten so ihr rassistisches Weltbild in die Tat um. Verurteilt wurden die Täter nicht, obwohl sie teilweise sogar Geständnisse ablegten und die Indizienlage sie eindeutig belastete. Ein wirklicher Aufklärungswillen der staatlichen Organe war nicht zu erkennen: Nach den rassistischen Anschlägen in Rostock-Lichtenhagen und Mölln passte ein weiterer Anschlag nicht in das Bild der erfolgreichen Deutschen Wiedervereinigung. So wurde statt gegen die verdächtigen Neonazis gegen einen Bewohner des Hauses ermittelt. Der Geflüchtete, selbst Opfer des Brandanschlags, wurde zum Täter gemacht.

Wir begreifen all diese Geschehnisse als Teil unserer Geschichte. Eine Geschichte der Betroffenheit, des Nicht-Glaubenkönnens und des Widersprechens. Eine Geschichte des Gedenkens und des Anklagens. Und wir begreifen den Anschlag, die rassistischen Verhältnisse und alles, was daraufhin geschah, als einen politischen Prozess, dem wir uns als Antifaschisten*innen angenommen haben.

Und so rufen wir dieses Jahr wieder dazu auf, am 18. Januar mit Betroffenen von rechter Gewalt, Angehörigen der Opfer und allen solidarischen Menschen auf die Straße zu gehen.

In Gedenken an die Opfer aus der Hafenstraße wollen wir unsere Wut und Trauer auf die Straße tragen. Es ist unsere Stadt, in der Neonazis gemordet haben. Es ist unsere Geschichte, die wir schreiben. Gegen den Faschismus und seine Verharmlosung! In Lübeck gibt es keinen Platz für Rassismus und rechte Hetze! Wir bleiben solidarisch mit allen Geflüchteten und heißen sie willkommen! Wir fordern das bedingungslose Recht auf Asyl, sichere Fluchtwege und menschenwürdige Unterbringung für Geflüchtete! Für die befreite Gesellschaft und ein gutes Leben für alle.

Initiativen & Gruppen

  • AHL – Antifa Herzogtum Lauenburg
  • Alternative e.V. / „Walli“
  • Amnesty International
  • Antifa Neumünster
  • Antifa Ostholstein
  • Antifaschistische Koordination Lübeck
  • Autonome Antifa-Koordination Kiel
  • Attac
  • Basis-Antifa Lübeck
  • Blauer Engel
  • Café A Bad Oldesloe
  • Café Welcome
  • Cicletta Club: Zweirad-Selbsthilfe Lübeck
  • Critical Mass Lübeck
  • DKP Lübeck
  • DKP Ostholstein
  • DKP Storman
  • Die Linke Lübeck
  • Food not Bombs Lübeck
  • Freie Hütte e.V.
  • GAL Lübeck – grün+alternativ+links
  • Humanistische Union Lübeck
  • Infoladen Blackbook Lübeck
  • Interventionistische Linke Lübeck
  • Jusos Lübeck
  • KOP – Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt Kiel
  • La Rage Lübeck
  • Lübecker Bündnis gegen Abschiebung
  • Lübecker Flüchtlingsforum e.V.
  • Organisierte Frechheit
  • SchickSAAL*
  • SDAJ Lübeck
  • Solidarisch gegen den Hass
  • Solizentrum Lübeck
  • Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken Lübeck
  • SPD Lübeck – Sozialdemokratische Partei Deutschlands
  • VVN BdA – Vereinigung der Verfolgten des Nasziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Einzelpersonen

  • Andreas Müller (Die LINKE)
  • Annette Borns (Senatorin a.D.)
  • Pastorin Elisabeth Hartmann-Runge (Flüchtlingsbeauftragte des Ev. Luth. Kirchenkreises Lübeck Lauenburg)
  • Lienhard Böhning (1. Vorsitzender der Erich-Mühsam-Gesellschaft e.V.)
  • Telou

Sponsoren & Kooperation

  • Rosa-Luxemburg-Stiftung Schleswig-Holstein
  • grün+alternativ+links (GAL) Lübeck
  • FÖRDErverein Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.
Triggerwarnung: Explizite Beschreibung von rassistischer Gewalt.

Wir Gedenken heute, am 18. Januar 2020, den Opfern des Brandanschlages in der Hafenstraße 1996. Wir denken an die Überlebenden, die zum Teil schwer verletzt und traumatisiert wurden. Es soll die Möglichkeit geben, für Betroffene und Gedenkinitiativen einen Wortbeitrag zu halten.

Françoise Makudila, 33 Jahre und Jean-Daniel Makudila, 43 Jahre, und ihre fünf Kinder wohnten in einer Wohnung im zweiten Stock. Sie waren 7 Jahre zuvor aus Kinshasa geflohen. Jean-Daniel war Politiker einer christlich-sozialen Partei, deshalb mussten sie Zaire verlassen. Einem UNO-Bericht von 1995 zufolge gehört Zaire zu den Ländern in denen die schwersten Menschenrechtsverletzungen begangen wurden. Meist trug er Anzug und Krawatte. Jean-Daniel Makudila hielt auch in Deutschland Kontakt zu seinen Parteifreunden; am 17. Januar reiste er zu einem Kongress nach Aachen. Zwei ihrer Kinder wurden 1990 und 1992 in Lübeck geboren. Die Töchter gingen zur Schule.

Françoise und ihr Sohn starben während ihres Notrufs, der um 3.41 Uhr in der Notrufzentrale einging. In drei Sprachen schrie sie um Hilfe, ihr kleiner Sohn Jean-Daniel Makudila, 3 Jahre weinte und schrie um sein Leben, das Feuer donnerte.

Christine, 19 Jahre, die Tochter aus erster Ehe, die Kinder Miya, 12 Jahre, Christelle, 6 Jahre, Legrand, 1 Jahr, verbrannten in ihrer Wohnung. Sie sahen aus ihrem Fenster nur das Feuer unter ihnen, das Sprungkissen der Feuerwehr darunter können sie nicht sehen.

Der Vater, Jean-Daniel Makudila, stürzte, als er nach Lübeck zurückkehrte, ins Nichts.

Kurz nach der Beerdigung seiner Familie in Zaire erhielt er eine Vorladung der Militärpolizei. Er floh in die deutsche Botschaft. Nach Verhandlungen sicherte der Militärvertreter ihm Sicherheit zu, wenn er auf schnellstem Weg das Land wieder verlässt.Weshalb hat er das Risiko der Reise auf sich genommen? „Ich musste meine Familie in der Heimat beerdigen, dort können Verwandte die Gräber besuchen.“ Er sagte, solange er nicht wisse, warum seine Frau und seine fünf Kinder sterben mussten, falle es ihm schwer, wieder zu leben.

Familie Bunga kam aus Luanda, der Hauptstadt von Angola, nach Lübeck. Monica und Joao Bunga mit ihren zwei Töchtern. Die dritte und jüngste Tochter, die hier geboren wurde, nannten sie Esperanza, die Hoffnung. Joao Bunga war Mechaniker und fühlte sich oft hoffnungslos, er wurde häufig krank seit er in Deutschland war. Das aufgezwungene Nichtstun zermürbte ihn mehr als alles andere. Sie saßen in einer Zwickmühle. Zu Hause wütete ein gnadenloser Bürgerkrieg und in Deutschland durften sie nicht bleiben.

Monica Bunga und ihre Tochter stürzten bei dem Versuch auf das Dach zu klettern ab. Frau Bunga war sofort tot, das Kind Suzanna, 7 Jahre, starb einige Stunden später im Krankenhaus.

Joao Bunga, vom Schmerz fast betäubt, balancierte mit zwei weiteren Töchtern an der Dachkante entlang. Dorthin, wo eine Drehleiter der Feuerwehr in Stellung geht, wo Menschen stehen, schreien, winken.

Sylvio Amoussou wurde nur 27 Jahre alt. Er war ein Student, der in Deutschland nicht auf die Uni konnte. Sein Asyl war abgelehnt, er war untergetaucht, damit er nicht aus dem Land geworfen wurde. Deshalb bekam er keine Unterstützung.

Nach der Löschung des Brands fand man in dem Vorbau seinen stark verbrannten Körper. Die Ursache seines Todes wurde nie festgestellt.

Familie El Omari bewohnte im zweiten Stock die Wohnung Richtung Hafenstraße. Die 9-köpfige Familie war 1991 aus Beirut nach Lübeck gekommen. Sie hatten für sich, ihre sechs Kinder und die Schwiegertochter vier Zimmer. Die jüngeren Kinder gingen zur Schule. Der Sohn Walid ist Friseur, aber auch er ist zwangsweise arbeitslos, nur manchmal schnitt er den Menschen im Haus in der Hafenstraße die Haare. Mit den Bewohner*innen des Hauses pflegten alle einen freundlichen, wenn auch distanzierten Umgang. „Wir sind eine Großfamilie“, sagte Walid El Omari „wir genügen uns selbst.“

Rabia El Omari, 17 Jahre alt, erstickte. Er hatte noch seine Familie geweckt, sich selber aber nicht mehr retten können.

Victor Atoe kam aus Nigeria. Er riss ein Fenster auf und sprang aus der ersten Etage. Durch den Brandanschlag wurde er schwer verletzt und traumatisiert. Der lebensrettende Sprung zertrümmerte sein rechtes Sprunggelenk. Nach der Operation sagten die Lübecker Chirurgen, dass in einem halben Jahr Metallplatten und Nägel aus seinem Körper entfernt werden müssten – sonst drohe eine Knocheninfektion. Doch die deutschen Behörden schieben ihn schon im Mai 1996 ab. Die Krücken nimmt man ihm vorher noch weg. 1999 kehrt er nach Deutschland zurück, nachdem die Bundesregierung und das schleswig-holsteinische Innenministerium den Opfern des Brandanschlags von Lübeck eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis zugesprochen hatten. Für Victor Atoe gelte das nicht, sagen die Behörden, da er zum Zeitpunkt des Erlasses nicht in der Bundesrepublik war. Nur eine erneute Operation können seine Anwälte noch gerichtlich durchsetzen. Seitdem kämpft Victor Atoe darum, dass der deutsche Staat ihn als Opfer des Brandanschlags anerkennt. 2007 wurde er bei einem Abschiebeversuch erneut verletzt. Ein zweites Mal spingt Victor Atoe aus dem Fenster eines Hauses in Deutschland. „Ich hatte Todesangst bei diesem Anblick“, sagte er. Er flüchtet zu einem Bekannten, der ihn ins Travemündener Krankenhaus bringt. Dort holen ihn Polizisten heraus und transportieren ihn ohne ärztliches Einverständnis nach Berlin. 2011 wurde er wieder in Abschiebehaft genommen und nach einem Hungerstreik wieder freigelassen. Er kämpfte weiter für sein Bleiberecht. 2016 wurde er erneut in Abschiebehaft genommen.

Ray Sossou war 13 Jahre alt und überlebte. Er konnte sich durch einen Sprung aus dem Fenster retten.

Gustave Sossou, 31 Jahre, war in Bad Oldesloe gemeldet, hatte aber einen Job in einem Lübecker Café und übernachtete darum in der Hafenstraße.

Familie Eid ist 1990 aus dem Libanon nach Lübeck gekommen. Sie brachten sechs Söhne und eine Tochter mit. Der älteste Sohn blieb am Mittelmeer. In den 80er Jahren hatte die Familie lange in Saudi Arabien gelebt. Weil nach ihrer Rückkehr immer noch Bürgerkrieg zu Hause in Tripoli war, flohen sie weiter in den europäischen Norden. Familie Eid wohnte gerne in Lübeck. In der Hafenstraße hatten sie eine Wohnung und ein Zimmer unter dem Dach. Mutter, Vater und die vier kleineren Kinder schliefen in der Wohnung im ersten Stock. Die drei älteren Söhne Safwan, Mohammed und Ghasswan hatten das Zimmer unter dem Dach, das voll war, wenn ihre drei Matratzen auslagen. Auch die Familie Eid wurde nur geduldet. Ihr Asylverfahren wurde abgelehnt. Als Bürgerkriegsflüchtlinge wurden sie aber nicht abgeschoben, von Duldung zu Duldung währte ihre Existenz. Immerhin hatten sie eine Arbeitserlaubnis. 1995 modernisierten sie als Renovierungskolonne das Amtsgericht in Grevesmühlen. Die Tochter und die kleinen Söhne gingen zur Schule, die Großen arbeiteten mit dem Vater als Allroundhandwerker: Maurer, Tapezierer und Tischler. Safwan, 20 Jahre alt kaufte, reparierte und verkaufte Gebrauchtwagen. Außerdem kocht und isst er gerne. Einige Zeit arbeitete er auch in Lübecker Imbissen. Von den Eid Söhnen spricht er am besten deutsch, ein freundlicher Mensch, der seine Haare exakt legt und einen gut gestutzten Bart trägt. Im Haus in der Hafenstraße mochten ihn alle.

Mit den Afrikaner auf der Etage pflegten sie gute Kontakte. „Vater Eid hat mir häufig beim Einkaufen mit dem Kleinbus geholfen. Die Atmosphäre hätte nicht besser sein können“ erzählte eine Bewohnerin später.

Marvan Eid, hörte das Quitschen des Gartentores und eine halbe Minute später eine Explosion bei der Eingangstür im Erdgeschoss. Die Explosion machte ein lautes Geräusch. „Ich bin aufgesprungen und zum Fenster gelaufen und sah, dass das Feuer am Eingang des Hauses brannte.“

Safwan wurde zwei mal wegen des Brandanschlages angeklagt und zwei mal freigesprochen. Einige Monate saß er in Untersuchungshaft. Nachdem Safwan aus der Untersuchungshaft kommt bekräftigt Marvan erneut: „Der Brand war ein Anschlag – ich weiß doch, was ich gehört habe. Die Pforte knarrte und dann klirrte Glas, aber sehen konnte ich nichts – es war alles dunkel.“

Safwan Eid, 20 Jahre, Ghasswan Eid, 19 Jahre, und Mohammed Eid, 23 Jahre, werden durch Schreie geweckt, können sich auf das Dach retten und werden später von der Feuerwehr gerettet. Achmed, Adnan, Meaz, Jinan, Mutter Hassna und Vater Marvan schliefen im 1. Stock und konnten aus dem Fenster springen. Ahmed blieb als einziger unverletzt und lief zur Telefonzelle. Seine Brüder sah er auf dem Dach stehen. „Ruf die Polizei!“ riefen sie ihm zu.

Ottodzo Dope Agonglovi, 37 Jahre, genannt Marie ist eine zupackende Frau mit Brille und tiefer Stimme, Anfang 1996 war sie 36 Jahre alt und der gute Geist des Flures im 1. Stock.

Sie kümmerte sich nicht nur um ihre zwei kleinen Kinder, 5 und 7 Jahre alt, sondern auch um mehrere junge Männer, die in den Nebenzimmern übernachteten. Streng wie eine Lehrerin, nachgiebig wie eine Mutter und klug brachte Marie sie alle seit Jahren über die Runden.

Dazu versorgte sie auch Sylvio Amoussou. Marie half möglichst jedem der in Not war.

Kate Davidson, 22 Jahre alt, kam aus Liberia mit ihren drei Kindern nach Lübeck.

Kibolo Katuta, Eyenge Mvula und ihre Tochter Ondongo waren aus Zaire geflohen. Sie wohnten im Erdgeschoß und konnten unverletzt aus dem Haus fliehen. Die Familie wurde geduldet.

Frau Alias aus Damaskus wohnte oben in ausgebauten Dachkammern mit ihren drei Söhnen. Die Syrer*innen waren 1990 in die Hafenstraße eingezogen. Sie verstanden sich gut mit den drei Eid Brüdern, die nur durch Gipswände getrennt ihr Zimmer daneben hatten. Der 16-jährige George Alias bewunderte Safwan, der für ihn wie ein älterer Bruder war. Oft saßen sie zusammen, sie unterhielten sich, schauten zusammen Fernsehen oder spielten Karten.

Atty Sylvere aus Togo überlebte schwer verletzt. Nachts kommen die Bilder. Er sieht das brennende Haus aus dem er sich mit einem Sprung rettete. Er sieht Monica und Suzanna die neben ihm auf dem Asphalt starben. Er hört die Schreie der Kinder, die über ihm im Haus von den Flammen getötet wurden. „So etwas Grausames habe ich noch nie erlebt.“ Er hat sich bei dem Sprung vierfach die Wirbelsäule gebrochen und dreifach den Fuß. Mehr als drei Monate nach dem Brand lebte er in der zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber in der ehemaligen Travekaserne. „Hier halte ich es nicht aus – ich werde verrückt.“ Er hatt kein eigenes Zimmer und keine psychologische Unterstützung.

Keiner der Menschen lebte freiwillig in dem Haus in der Hafenstraße 52. 1996 hatten nur diejenigen ein Recht auf eine Wohnung die „tatsächlich und rechtlich ihren Willen verwirklichen können, für längere Zeit im Geltungsbereich des Wohnungsbindungsgesetzes ihren Wohnsitz als Mittelpunkt ihrer Lebensbeziehungen zu begründen“, sprich: die lange genug bleiben dürfen, um sich fest niederzulassen. Das galt nicht bei Asylbewerber*innen und abgelehnten, aber nicht abgeschobenen Asylbewerber*innen, den sogenannten Geduldeten.

Kibolo Katuta beschrieb das Leben in der Hafenstraße so: „Ich habe mich in der Hafenstraße wohl gefühlt. Man lebte dort gut. Ob Europäer, Araber, oder Afrikaner.“

Die Kinder der Menschen die aus den verschiedenen afrikanischen und arabischen Ländern hierher nach Lübeck geflohen waren spielten miteinander, einige gingen zusammen zur Schule und hatten sich angefreundet. Die Älteren grüßten sich im Haus oder in der „Scheune“, der großen Disco in Lübeck-Moisling, eine der wenigen, in der auch sie willkommen waren.

Ich verlese nun die Namen, der Menschen, die in der Brandnacht ihr Leben verloren und bitte euch um eine Schweigeminute für sie.

Françoise Makudila
Christine Makudila
Miya Makudila
Christelle Makudila
Legrand Makudila
Jean-Daniel Makudila
Monica Bunga
Suzanna Bunga
Rabia El Omari
Sylvio Amoussou

Danke. Gerne könnt ihr nun Blumen am Gedenkstein niederlegen.

An dieser Stelle möchten wir das Mikrofon öffnen für die Menschen, die selbst vom Brand betroffen sind, für Angehörige und Freunde.

Nun laden wir Gedenkinitiativen ein Grußworte zu sprechen.

Impressionen

Veranstaltungen

Film: „Tot in Lübeck“

14. & 15. Januar 2020 – 19 Uhr – Blauer Engel – Clemensstraße 8, 23552 Lübeck

Ein Film von Lottie Marsau und Katharina Geinitz.

Der Film dokumentiert die seltsamen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nach dem bis heute nicht aufgeklärten Brandanschlag in der Hafenstraße, bei dem zehn Menschen verbrannten. Spuren in das Neonazi-Milieu wurden nicht verfolgt. Stattdessen konzentrierten sich die Ermittlungen auf den Asylbewerber Safwan Eid. Marsau und Geinitz lassen in ihrer Dokumentation ausführlich den Staatsanwalt und Safwan Eids Verteidigerin zu Wort kommen. Kommentiert wird dies alles von dem Kabarettisten Dietrich Kittner.

Welche Rolle spielt Gedenken heute?

16. Januar 2020 – 19 Uhr – Breite Straße Ecke Kohlmarkt, 23552 Lübeck

Einladung an alle Betroffenen von rassistischer Gewalt, Angehörige, Freund*innen und solidarische Menschen:

Der Brandanschlag in der Hafenstaße in Lübeck ist jetzt 24 Jahre her. Die Täter wurden nie angeklagt. Es gibt viele offene Fragen und einige sind bis heute nicht gestellt. Nur einige Probleme bleiben scheinbar immer gleich: Rassismus, Antisemitismus und Neonazismus. Zu erinnern und zu gedenken unterbricht das Schweigen und macht dadurch gewalttätige Strukturen sichtbar. Strukturen von damals – Strukturen von heute. Gedenken ist nichts Abstraktes. Es geht um die Menschen, die fehlen. Es geht darum, sie sichtbar zu machen. Darin sind wir auf die Angehörigen und Überlebenden angewiesen. Deshalb wünschen wir uns, dass die Vorstellungen der Angehörigen, der Überlebenden und Freunde der Ermordeten Maßstab für Gedenken sind. Einigen von euch ist es möglich, vom Geschehenen zu erzählen. Eure Stimmen sind wichtig. Wir wollen sie hören. Wir wollen hören, was euch bewegt. In dem ihr eure Geschichten erzählt, unterbrecht ihr dieses Schweigen. Solidarität in diesen Zeiten bedeutet für uns, den Betroffenen zu begegnen, mit offenen Ohren und weitem Herzen. Wir möchten aus der Vereinzelung zusammen bringen, vernetzen und uns alle herausfordern. Es gibt noch viel zu tun. Niemand wird vergessen. Kein Schlussstrich.

Demo – Gedenken & Anklagen

18. Januar 2020 – 13 Uhr – Breite Straße Ecke Kohlmarkt, 23552 Lübeck

Am 18. Januar 2020 jährt sich zum 24. mal der Brandanschlag auf die Geflüchtetenunterkunft in der Hafenstraße in Lübeck. 24 Jahre ist es her, dass 10 Menschen sterben mussten, davon 7 Kinder, und dass weitere 34 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. Neonazis zündeten nachts das Haus an, in dem die Menschen lebten und setzten so ihr rassistisches Weltbild in die Tat um. Verurteilt wurden die Täter nicht, obwohl sie teilweise sogar Geständnisse ablegten und die Indizienlage sie eindeutig belastete. Ein wirklicher Aufklärungswillen der staatlichen Organe war nicht zu erkennen: Nach den rassistischen Anschlägen in Rostock-Lichtenhagen und Mölln passte ein weiterer Anschlag nicht in das Bild der erfolgreichen Deutschen Wiedervereinigung. So wurde statt gegen die verdächtigen Neonazis gegen einen Bewohner des Hauses ermittelt. Der Geflüchtete, selbst Opfer des Brandanschlags, wurde zum Täter gemacht.

Wir begreifen all diese Geschehnisse als Teil unserer Geschichte. Eine Geschichte der Betroffenheit, des Nicht-Glaubenkönnens und des Widersprechens. Eine Geschichte des Gedenkens und des Anklagens. Und wir begreifen den Anschlag, die rassistischen Verhältnisse und alles, was daraufhin geschah, als einen politischen Prozess, dem wir uns als Antifaschisten*innen angenommen haben.

Und so rufen wir dieses Jahr wieder dazu auf, am 18. Januar mit Betroffenen von rechter Gewalt, Angehörigen der Opfer und allen solidarischen Menschen auf die Straße zu gehen.

In Gedenken an die Opfer aus der Hafenstraße wollen wir unsere Wut und Trauer auf die Straße tragen. Es ist unsere Stadt, in der Neonazis gemordet haben. Es ist unsere Geschichte, die wir schreiben. Gegen den Faschismus und seine Verharmlosung! In Lübeck gibt es keinen Platz für Rassismus und rechte Hetze! Wir bleiben solidarisch mit allen Geflüchteten und heißen sie willkommen! Wir fordern das bedingungslose Recht auf Asyl, sichere Fluchtwege und menschenwürdige Unterbringung für Geflüchtete! Für die befreite Gesellschaft und ein gutes Leben für alle.

Gedenken

18. Januar 2020 – 14 Uhr – Hafenstraße Ecke Konstinstraße, 23552 Lübeck

24 Jahre später treffen wir uns an dem Ort des Geschehens. An dem Gedenkstein gedenken wir der Menschen, die ermordet wurden. Auch erinnern wir an die vielen Verletzten und Menschen, die Angehörige oder Freundinnen und Freunde verloren haben. Es wird verschiedene Wortbeiträge geben, Blumen und Kerzen sowie eigene Beiträge sind willkommen. Wir vergessen nicht!